Im Einsatz: Julia Sattler, Gleichstellungsbeauftragte

Julia Sattler ist eine, die es gewohnt ist, den Dingen auf den Grund zu gehen: In ihrem Hauptberuf als medizinische Fachangestellte in einer Orthopädie gehört das Anfertigen von Röntgenbildern schließlich zu ihrem Alltag. Das gründliche Durchleuchten von Sachverhalten ist auch in ihrer neuen Position als Gleichstellungsbeauftragte der FF München wichtig. Seit Anfang April hat Julia Sattler ihren neuen Posten inne – und hat bereits begonnen, Netzwerke zu knüpfen.

Julia, wie war die Resonanz auf Deine Ernennung zur Gleichstellungsbeauftragten? Wurden schon Themen an Dich herangetragen?

Julia Sattler: Das Feedback war durchweg positiv. Die Feuerwehrführung hat mir gleich zu Beginn einige „Baustellen“ mit auf den Weg gegeben, zum Beispiel in punkto Alarmumkleiden. Das ist kein einfaches Thema und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen: Sich vor vielen Leuten, vielleicht sogar vor Passanten, im Gerätehaus umzuziehen, ist für niemanden angenehm. Hinzu kommt der Platzmangel in den Gerätehäusern. Ich werde diese Aspekte bei passender Gelegenheit in die Diskussion einbringen.

Du bist ja mit dem Vorsatz angetreten, die FF München offener, bunter und inklusiver zu gestalten. Wie schätzt Du denn die aktuelle Lage ein: Wo besteht besonderer Handlungsbedarf und wo sind wir als FF München vielleicht sogar schon ganz gut aufgestellt?

Julia Sattler: Allgemein sehe ich in Gleichstellungsfragen noch Luft nach oben. Besonderen Handlungsbedarf gibt es in unseren Führungsetagen: Die sind deutlich männerorientiert und die Inklusion nicht deutschstämmiger Kameradinnen und Kameraden ist vielfach noch offen. In der Jugendfeuerwehr läuft es hingegen gut: Wir haben sowohl relativ viele Mädchen als auch einen hohen interkulturellen Bezug. Über die Jugendfeuerwehr gelingt es uns, ein multikulturelleres Publikum anzusprechen.

Wenn es um Mitgliederwerbung geht, sprechen wir in der FF München ja oft von Diversität, also von personeller und kultureller Vielfalt. Warum ist Diversität aus Deiner Sicht so wichtig für eine Organisation wie die FF München?

Julia Sattler: Feuerwehr ist ein vielfältiges Geschäft. Neben unseren Kernaufgaben gibt es noch zahlreiche andere Dinge, die erledigt werden müssen. Diese Tätigkeiten würden viele Personen ansprechen, die nicht in den aktiven Dienst wollen. Insgesamt würden wir als Organisation innovativer und vielfältiger werden für die Bürgerinnen und Bürger, die sich noch nicht mit uns beschäftigt haben. Das gilt zum Beispiel auch für körperlich beeinträchtigte Menschen.

… und warum setzt Du Dich persönlich für Diversität ein?

Julia Sattler: Persönlich finde ich das Thema wichtig, weil die Bevölkerung immer vielfältiger wird. Wir müssen mit der Zeit gehen und dürfen nicht stillstehen. Es darf keine Vorurteile in unseren eigenen Reihen geben.

Wie schätzt Du die Bedeutung von gendergerechter Sprache ein?

Julia Sattler: Das ist ein Muss heute. Es geht nicht um Mann oder Frau, sondern um den Menschen, der als Individuum gesehen werden sollte. Keiner darf ausgeschlossen werden, zum Beispiel durch Stereotype. Diese Ansichten sollte man auch in seinem Sprachbild ausdrücken.

Und wie geht es jetzt weiter? Welche Vorhaben stehen aktuell auf Deiner Agenda?

Julia Sattler: Aktuell bin ich dabei, mir ein Netzwerk zu schaffen. Mein Ziel ist es, über die Stadt verteilt auch tiefere Einblicke in andere Gebiete und Abteilungen zu bekommen. Konkret möchte ich eine Person pro Gebiet beziehungsweise pro Abteilung haben, die Meinungen zu mir zurückspielt.  ​Bei Interesse an einer Zusammenarbeit in diesem Punkt, freue ich mich über jede Rückmeldung.  Parallel dazu arbeite ich an einem Gleichstellungskonzept – das wird quasi der Grundstein für meine Arbeit. Außerdem habe ich eine Ideensammlung in Form einer Mindmap, die ich stetig erweitere und ergänze.

Abschließend mal eine Prognose: Wann gibt es in der FF München die erste Abteilungskommandantin?

Julia Sattler: Bei der nächsten Wahl sollte eine Kandidatin dabei sein.

Wo liegen denn die Stellschrauben, an denen wir dafür drehen sollten?

Julia Sattler: Es sollten mehr Frauen ein höheres Ausbildungsziel anstreben. Meistens ist nach der Truppführerin Schluss, nur die wenigsten machen noch die Gruppenführerin. Das sind oft familiäre Gründe. Dazu sollten wir uns die Eingliederungsphase anschauen, wenn Frauen nach dem Mutterschutz zurückkehren und natürlich das Thema „Betreuung im Alarmfall“. Ein wichtiger Schritt wäre auch, die Frauen in der Zeit des Mutterschutzes weiter einzubinden, damit sie auf dem Laufenden bleiben.

Dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg für alle Deine Vorhaben! Danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Nina Gruber.