Presseschau: Freunde befreien Klassenkameradin Rima aus ihrem Wrack

München - Um es gleich vorwegzunehmen: Die Geschichte ist am Ende gut ausgegangen – mit einem berührenden Wiedersehen im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Allach.

TZ München vom 25.06.2016

© Dorita Plange, TZ

Damit konnte niemand rechnen, als die Rettungskräfte am Abend des 26. Januar nach Lochhausen gerufen wurden. Zwei junge Frauen hatten einen schweren Autounfall erlitten. Fünf junge Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Allach und ihre Kollegen waren die ersten vor Ort - allen voran der Abiturient Michael Schmid (18), der sich als Erster um die beiden Insassinnen kümmerte. Ihn erwartete ein Schock: Er schaute in die Gesichter von Rima (18) und Simone - zwei Klassenkameradinnen aus seinem Gymnasium! Der Albtraum aller Retter.

Noch am Tag davor hatten sie alle zusammen im Kunstunterricht an einer Bank gesessen?... Während Simone den schweren Unfall leicht verletzt überstand, hatte es Rima schlimm erwischt. Sie erinnert sich noch sehr genau: "Wir waren auf der Heimfahrt vom Fitnessstudio. Auf der Müllerstadelstraße in Höhe der Baumschule wollte ich einem Schlagloch ausweichen und geriet ins Bankett. Der Wagen schleuderte. Mir fehlte die Erfahrung und ich habe übersteuert." Dann krachte es. Der Wagen - ein neuer BMW 428i - rammte einen Zaun und einen Telegrafenmasten und zerschellte mit der Fahrerseite voran an einem Baum. Rima merkte sofort, dass sie mit beiden Beinen in den Trümmern feststeckte: "Simone und ich saßen da. Wir hielten uns an den Händen. Ich sagte: ,Hilf mir, ich komme nicht raus.'"

Simone rannte zum nächsten Haus und holte Hilfe. Dann lief sie wieder zurück, kroch zu Rima in das zertrümmerte Auto. Die Knochen in Rimas linkem Bein waren mehrfach und offen gebrochen, die Muskeln abgerissen. Sie verlor innerhalb kurzer Zeit sehr viel Blut, ihr Leben war in Gefahr. Doch das registrierte sie im absoluten Schockzustand glücklicherweise nicht: "Die Notärztin hat mir dann was gespritzt. Danach weiß ich nichts mehr." Auch Feuerwehrmann Michael Schmid erinnert sich noch ganz genau: "Es war gegen 21.30 Uhr. Ich war daheim, als der Piepser losging. Schwerer Unfall mit eingeklemmter Person, hieß es." Minuten später trifft er am Unfallort ein. Mit an Bord: Seine Schulfreunde Hana Semanic (17), Tobias Heß (18), Tobias Finsterer (18) und Stefan Karius (17) - allesamt aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Allach.

Simone sagt ganz ruhig: "Hallo Michi. Ich bin echt erschrocken."

"Der Wagen sah schlimm aus. Auf der Beifahrerseite sah ich eine Frau sitzen. Ich habe die Tür geöffnet, um zu sehen, wie es ihr geht. Da schaut mich plötzlich die Simone an und sagt ganz ruhig: Hallo Michi. Ich bin echt erschrocken." Kurz darauf kam Verstärkung von allen Seiten. Die MTU-Werkfeuerwehr, die Berufsfeuerwehr, die Notärztin, der Hubschrauber. Michael wurde zur technischen Hilfeleistung abgestellt. Über eine Stunde dauerte es, bis sie Rima aus dem Wrack geschnitten hatten. "Meine Gedanken kreisten ständig um sie. Wir ahnten, dass es schlimm um sie stand."

Auch Rimas Eltern und ihr großer Bruder eilten zum Unfallort, wurden psychologisch betreut: "Das war für alle bedrückend." Später im Feuerwehrhaus wurden die Freunde noch einmal speziell betreut. Die folgenden Tage waren schwierig: "Der Datenschutz verbietet uns, Details preiszugeben. Aber alle wollten von uns wissen, was Rima zugestoßen war. Wir beschlossen, zu schweigen, um keine Gerüchte zu schüren." Aber dann kamen bald gute Nachrichten. Rima war im Klinikum rechts der Isar acht Stunden operiert worden, bekam vier Liter Spenderblut: "Es hätte sein können, dass ich mein Bein verliere. Aber mein Arzt und die Physiotherapeutin haben Wunder vollbracht."

Rima hat ihr Abi geschafft und reist mit nach Griechenland

Rima kann - noch mit Einschränkungen - wieder ohne Krücken laufen. Sie hat ihr Abitur geschafft. Sie kommt mit zur Abi-Fahrt nach Griechenland, möchte später Medizin studieren. Und sie muss nochmal operiert werden: "Beim Kampf um das rechte Bein ist übersehen worden, dass ich links einen Kreuzbandriss habe. Aber das schaffe ich auch noch." Nun haben Rima und Simone all ihren Rettern noch einmal persönlich gedankt. Für alle ein sehr berührender Moment. Und Michael und seine Freunde wissen jetzt, warum sie Feuerwehrleute geworden sind: "Man investiert so viele hundert Stunden ehrenamtlich und nicht immer macht das alles nur Spaß. Seit dem 26. Januar jedoch wissen wir, dass dies wertvoll investierte Zeit ist. Das erfüllt uns mit Stolz."

Quellte: TZ vom 28.06.2016

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