Die besonderen Anforderungen, die der 1. Weltkrieg an die Allacher Feuerwehr stellte, waren erheblich – wurden jedoch – so gut man konnte – gemeistert.
Am 21. September 1920 lud der damalige Bürgermeister Rieger alle Hausbesitzer und die Mitglieder der Feuerwehr zu einer ersten Versammlung nach dem Krieg ein. Leider musste man feststellen, dass der schreckliche Krieg und die Revolution auch in den Reihen der Feuerwehr einige Opfer gefordert hatten. Deshalb forderte der Bürgermeister alle anwesenden Männer auf, sich zur Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr zu melden. Von den 104 Anwesenden gehörten 57 Männer bereits der Wehr an und weitere 15 Mann traten an diesem Abend in ihren Dienst. Außerdem wurde in dieser Versammlung beschlossen, eine selbstständige Feuerwehrwehrgruppe für die zu weit vom Ortskern entfernt liegende Allacher Kolonien zu gründen. In Anbetracht der Zeitverhältnisse sah man sich außerdem gezwungen, einen Mitgliedsbeitrag von jährlich 2 Mark zu erheben und die Strafe für unentschuldigtes Fernbleiben von der Übung drastisch auf 5 Mark zu erhöhen.
Allein dies fruchtete wenig und so musste sich anlässlich der Generalversammlung im Jahre 1921 der damalige Kommandant Feig über Nachlässigkeit und mangelnde Disziplin bei der Bekämpfung der im letzten Jahr aufgetretenen Bränden beklagen. Aber dieses Formtief war schnell überwunden und schon bald war man wieder voll des Lobes über die Schlagkraft und Einsatzfreudigkeit der Allacher Wehr.
Das 50-jährige Jubiläum konnte man somit unbeschwert im festlichen Rahmen des 60. Bezirksfeuerwehrtages, den auszurichten die Gemeinde Allach im Jahre 1924 die Ehre hatte, feiern.
Schon bald jedoch hatte man mit ganz anderen und dem Metier völlig fremden Problemen zu kämpfen. Die Inflation machte auch vor den Kassen der Allacher Feuerwehr nicht Halt und man sah sich gezwungen, den jährlichen Mitgliedsbeitrag auf stolze 500.000 Mark zu erhöhen. Bei einer Mitgliederzahl von 100 Mann, die man inzwischen erreicht hatte, gehörte die Allacher Feuerwehr also sogar - wenn auch zum Glück für nicht allzu lange Zeit - zu den Multimillionären. Ja, und wenn man schon zur so genannten besseren Gesellschaft gehört, dann muss man sich natürlich auch entsprechend verhalten und so veranstaltete man 1925 erstmals den Feuerwehrball.
Eine wesentliche Verbesserung der Einsatzmöglichkeiten brachte für unsere Feuerwehr der Ausbau der gemeindlichen Wasserversorgung, der in diesem Jahr abgeschlossen wurde. Ein schnelleres und erheblich wirkungsvolleres Eingreifen bei den durchschnittlich 2-3 Bränden pro Jahr war damit gewährleistet. Im Jahr 1928 wurden außerdem acht voll ausgebildete Sanitäter in der Feuerwehr Allach aufgenommen. Eine geordnete Erste-Hilfe-Leistung war damit erstmals Wirklichkeit geworden.
Auch heute noch sind sämtliche Feuerwehrleute im fachgerechten Leisten von Erster Hilfe ausgebildet und allzeit bereit, ihr Können zum Nutzen und Wohlergehen unserer Mitbürger einzusetzen. Selbstverständlich gilt dies nicht nur für den Einsatz bei Brandfällen, sondern, insbesondere heutzutage auch bei Verkehrs- und anderen Unfällen. Die Hilfeleistung der Feuerwehr in solchen Fällen gehört heute zum Alltagsgeschäft und auch schon in damaligen Zeiten konnte sich die Reichsbahn mit Erfolg an die Allacher Feuerwehr mit der Bitte wenden, bei Eisenbahnunfällen auf der Strecke zwischen Obermenzing und Dachau Hilfe zu leisten.
Nachdem man festgestellt hatte, dass es die moralische Pflicht der Wehr sei, bei solchen Unglücksfällen sofort einzugreifen einigte man sich nur noch auf ein spezielles Hornsignal für die Alarmierung in solchen Fällen und die Sache war geregelt. Glücklicherweise musste das neue Signal in der Folgezeit nie geblasen werden.
Ganz im Zeichen des technischen Fortschritts ist auch die Einführung der Vorläufer des heute benützten schweren Atemschutzes zu sehen. So erwarb die Feuerwehr Allach schon im Jahr 1933, Gesamtaufstellung 332 Mann, Rauchschutzmasken für ihre Mannschaft. Heute ist fast die gesamte Mannschaft als Träger von Atemschutzgeräten ausgebildet und jederzeit einsatzbar, da auf beiden Löschfahrzeugen Pressluftgeräte mitgeführt werden und sogar schon auf der Anfahrt angelegt werden können.
Ja, der technische Fortschritt war nicht aufzuhalten: im Jahre 1937 war es endlich soweit, dass man auch in Allach eine Motorspritze anschaffte. Gleichzeitig konnte man noch einen Mannschaftswagen mit großem Schlauchvorrat erwerben. Zum Glück war es nicht nötig, das neue Gerät bei größeren Brandunglücken einsetzen zu müssen. Nichts desto weniger wurde weiterhin größter Wert auf Anschaffung, Erweiterung und Pflege der Ausrüstung gelegt, wozu die damalige Gemeinde Allach die Mittel bereitstellte.
Im Jahre 1938 erfolgte dann die Eingemeindung Allachs in die Großstadt München und aus der bis dahin über sechzig Jahre selbständigen Freiwilligen Feuerwehr Allach wurde der Löschzug 27 der Freiwilligen Feuerwehr München
Dann brach der 2. Weltkrieg auch über München und die Allacher Feuerwehr herein. Schon zu Beginn des Krieges musste Allach seine beiden Fahrzeuge an den Löschzug Aubing abgeben. Stattdessen wurde der Allacher Wehr ein offenes Löschfahrzeug mit eingebauter Pumpe und Schlauchvorrat zur Verfügung gestellt. Dieses Fahrzeug der Marke „Saurer“ war, man höre und staune, noch mit Vollgummirädern bestückt, erfüllte jedoch seinen Zweck recht gut. Allerdings fingen die Vollgummiräder allzu leicht Feuer, wenn auf den Straßen von niedergegangenen Brandbomben noch Phosphor brannte. So kam es durchaus vor, dass man erstmal das eigene Fahrzeug löschen musste, ehe die Löscharbeiten an den Einsatzstellen beginnen konnten. Nicht immer aber konnte die Allacher Wehr mit „glühenden Reifen“ zum Einsatzort fahren. Allzu oft hatte man die ganze Gegend vernebelt, dies hieß: die Taschenlampen gezückt und im Schritttempo den Weg zur Einsatzstelle an der Gehsteigkante entlang suchen. Das alles konnte jedoch die Einsatzfreudigkeit nicht im Geringsten schmälern.
Gegen Kriegsende war es dann sogar soweit, dass der Löschzug Allach fast täglich in München im Einsatz war. Man holte ich dann morgens in der Meldezentrale der Hauptfeuerwache in der Blumenstraße den ersten Einsatzbefehl und wurde dann laufend von Motorradmeldern von einer zur nächsten der leider zu dieser Zeit sehr zahlreichen Brandstellen weitergeleitet. Das Problem der Löschwasserversorgung löste man durch Auspumpen der Bombentrichter, die durch das Zerreißen der Wasserleitungen schnell zu kleinen Seen anwuchsen. Den mit mehreren Tagen Dauer längsten Einsatz hatte die Allacher Feuerwehr bei der Bekämpfung des Großbrandes im Angerkloster, gleich in der Nähe der Hauptfeuerwache. Leider musste man hierbei sogar Verletzte beklagen.Während die Allacher Wehr fast ständig in der Innenstadt tätig war, wurde in der Ortschaft der Brandschutz von den aus Altersgründen bereits aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausgeschiedenen Feuerwehrleuten aufrechterhalten. Ihnen stand hierzu nur eine Spritze ohne Zugfahrzeug, die noch mit Muskelkraft betrieben werden musste, zur Verfügung.
Das Kriegsende erlebte der Löschzug Allach auf dem Weg zu einem Einsatz in Obermenzing, als einmarschierende amerikanische Truppen die Mannschaft schon kurz nach dem Ausrücken wieder nach Hause zurückschickten.